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Meldung vom 15. April 2021

Millioneninvestitionen im Klärwerk Bülk

Auf dem Weg zur thermischen Klärschlammverwertung

Aus den Abwässern Kiels und dessen Umlandgemeinden entsteht im städtischen Klärwerk Bülk im Vorort Strande entwässerter Schlamm, der früher als Dünger in die Landwirtschaft abgegeben wurde. Jedoch enthält der Klärschlamm neben wertvollen Düngestoffen auch Schadstoffe. Deshalb will die Landeshauptstadt Kiel komplett aus der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung aussteigen und investiert rund 5,25 Millionen in den Neubau einer Schlammentwässerungsanlage und Schlammlagerhalle.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer weiß, dass dieses Geld gut angelegt ist: „Aus meiner früheren Tätigkeit als Staatssekretär im Umweltministerium des Landes kenne ich die Probleme rund um die Klärschlammverwertung in der Landwirtschaft. Es ist gut für die Umwelt und für uns alle, wenn der mit Schadstoffen belastete Schlamm nicht mehr auf Feldern ausgebracht wird.“ 

Die Neubauten sind ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einem umweltfreundlichen Klärwerk: Dem Bau des Blockheizkraftwerkes folgt nun der Bau eines energiesparenden Zwischenpumpwerks und einer neuen Photovoltaikanalage. Bülk ist eines der europaweit ersten Klärwerke, die ihren gesamten Energiebedarf selbst decken. 

An das Klärwerk Bülk angeschlossen sind etwa 310.000 Menschen in Kiel und Umgebung. Für die Reinigung ihrer Abwässer braucht das Klärwerk fast 11 Gigawatt-Stunden (11.000.000 Kilowattstunden) Strom im Jahr.

 

Klärschlamm erst entwässern, dann verbrennen

Mit dem Bau einer neuen Schlammentwässerung ist ein neues Großprojekt auf dem Klärwerksgelände angelaufen. Aus der Abwasserreinigung fallen aus den Faultürmen täglich etwa 700 Kubikmeter dünnflüssiger Klärschlamm an, der auf dem Klärwerk Kiel in Bülk entwässert wird. Früher wurde er als landwirtschaftlicher Dünger in die Landwirtschaft abgegeben. Das ist seit dem letzten Jahr nicht mehr möglich, weil der Quecksilbergehalt im Schlamm gestiegen ist. Daher müssen nun bislang etwa 35.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr zur thermischen Verwertung in Verbrennungsanlagen mit Lkw durch halb Deutschland gefahren werden. 

Die Landeshauptstadt Kiel hat schon 2018 den Beschluss für einen weiteren Beitrag zum Umweltschutz gefasst: Das Klärwerk Bülk soll komplett aus der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung aussteigen, da die Rückstände der Abwasserreinigung neben wertvollen Düngestoffen wie Stickstoff und Phosphor auch Schadstoffe enthalten. Diese können nur im Verbrennungsverfahren zerstört oder abgesondert werden. Eine Weiternutzung des im Klärschlamm enthaltenen wertvollen Phosphors ist auch bei diesem Verfahren möglich und gewollt. 

Der Umstieg der Klärschlammverwertung erfordert aber ein angepasstes Entwässerungsverfahren und somit einen Ersatzneubau für die inzwischen fast 45 Jahre alte Schlammentwässerungsanlage. Bis Ende des Jahres investiert die Landeshauptstadt Kiel rund 5,25 Millionen Euro in den Neubau einer Schlammentwässerung einschließlich Schlammlagerhalle. 

In Zukunft wird der Klärschlamm über zwei Zentrifugen entwässert und anschließend direkt in eine Lager- und Verladehalle gepumpt. Große freilagernde Klärschlammberge gehören dann der Vergangenheit an.

Architektonisch fällt der neue Anlagenteil sofort ins Auge: Die Anlagentechnik wird in einem nicht mehr benötigten Rundbehälter verwirklicht, dessen neues Spitzdach weithin sichtbar ist.  

 

Vorsorge durch ein größeres Zwischenlager

Nicht weit von dieser Baustelle entfernt errichtet das Kieler Tiefbauamt, das das Klärwerk betreibt, einen bis zu zehn Meter tiefen Spundwandkasten. Da eine dauerhafte Deponierung von Klärschlamm schon seit 2005 nicht mehr zulässig ist, soll der noch nicht verfüllte Bereich der früher hier betriebenen Klärschlammdeponie zu einem Zwischenlager umgebaut werden. So bekommt das Klärwerk die Möglichkeit, verschiedene nichtgefährliche Stoffgruppen temporär zwischenzulagern. 

Der bereits verfüllte und abgedeckte Deponiebereich ist mit einer Spundwand vom Rest des Zwischenlagers abzutrennen. Die Sickerwässer können zukünftig getrennt gefasst und bei Bedarf auch unterschiedlich behandelt werden. 

Bei der Auswahl des Bauverfahrens wurde auf ein möglichst lärmarmes Verfahren Wert gelegt. Trotzdem wird man die Bauarbeiten bei einem Spaziergang an der Bülker Huk in den normalen Arbeitszeiten sicherlich nicht nur sehen, sondern je nach Windrichtung auch hören können. 

Abgerundet wird diese Neuerung durch einen begrünten Wall als Sichtschutz in Richtung der Zufahrt zum beliebten Ausflugsziel Bülker Leuchtturm.

Das alles zusammen wird rund 1,25 Millionen Euro kosten. Auch diese Arbeiten liegen aktuell voll im Zeitplan, so dass mit einer Inbetriebnahme und Gesamtfertigstellung aller Maßnahmen Anfang 2022 gerechnet wird.

 

Energiewende auf dem Klärwerk Bülk geschafft

In den vergangenen Jahren hat die Landeshauptstadt Kiel diverse Neuerungen auf dem Weg zum energieautarken Klärwerk umgesetzt. So ist in Bülk unter anderem ein neuer 5.000 Kubikmeter fassender Gasspeicher für das anfallende Klärgas aus den Faultürmen errichtet worden. Drei Gasmotoren mit einer elektrischen Leistung von jeweils 666 Kilowattstunden und die zugehörigen Generatoren im betriebseigenen Blockheizkraftwerk wurden ausgetauscht sowie Pumpen und Beleuchtung durch energieeffizientere Anlagen ersetzt. 

Auch durch diese Neuerungen konnte eine „grüne Null“ in der Energiebilanz des Klärwerks erreicht werden. In der Summe wird mit dem anfallenden Faulgas und Fetten nun genau so viel Strom erzeugt, wie für die Abwasserreinigung von täglich rund 55.000 Kubikmeter Schmutzwasser erforderlich ist. Das sind im Jahr immerhin etwa 10,7 Millionen Kilowattstunden Strom – so viel wie der Verbrauch von 3.000 Einfamilienhäusern. 

Mit diesen Maßnahmen ist der eingeschlagene Weg aber noch nicht beendet: Der größte Energieverbraucher – die biologische Reinigungsstufe, in der die dort tätigen Mikroorganismen mit Sauerstoff versorgt werden müssen – wird derzeit optimiert durch ein verbessertes Rohrleitungssystem und eine neue automatisierte Steuerung der Anlagen. Für das kommende Jahr ist die Beschaffung von neuen Luftverdichtern – so genannten Turboverdichtern – geplant.

Auch weitere Ideen wie der Bau eines neuen energiesparenden Zwischenpumpwerks werden in den nächsten Jahren umgesetzt. Anfang 2022 soll eine erste Photovoltaikanlage auf einer Lagerhalle in Betrieb gehen. 

Auch die beim Verbrennungsprozess im Blockheizkraftwerk entstehende Wärme wird zu 100 Prozent genutzt, vor allem zur Wärmeversorgung des eigenen Betriebes. Darüber hinaus anfallende Wärme wird jetzt und zukünftig von der Firma Förde-Garnelen GmbH genutzt, um deren Becken der Aquakultur zu wärmen.

 

Informationen zum Klärwerk Bülk stehen unter www.kiel.de/klaerwerk

 

 

Pressemeldung 181/15. April 2021/KR-ang


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