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Meldung vom 15. Juni 2023

Kieler Stadtmuseum schaut auf den kulturellen Aufbruch im Dänischen Gesamtstaat ab 1773

In seiner Kieler-Woche-Ausstellung widmet sich das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum dem 250. Jahrestag der Gründung des Dänischen Gesamtstaats. Die Ausstellung „1773.Schleswig.Holstein.Dänemark – Ein kultureller Aufbruch“ zeichnet mit Exponaten aus verschiedenen Sammlungen des Landes das kulturelle Erscheinungsbild Schleswigs und Holsteins im frühen dänischen Gesamtstaat bis 1814 – in jener klassizistischen Epoche, in der die traditionell enge kulturelle Verbindung der Herzogtümer mit Dänemark ihren spektakulärsten Ausdruck fand. Sie spannt den Bogen von der Universitätsstadt Kiel mit ihrem reichen Geistesleben bis in die dänische Hauptstadt mit der stilbildenden Kopenhagener Kunstakademie und weiter bis nach Rom. Parallel dazu beschäftigt sich das Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig in seiner Ausstellung mit der Entstehung des Gesamtstaates und den Entwicklungen bis 1864.

Bürgermeisterin Renate Treutel eröffnet die Ausstellung „1773.Schleswig.Holstein.Dänemark – Ein kultureller Aufbruch“ am Freitag, 16. Juni, im Stadtmuseum Warleberger Hof, Dänische Straße 19. Dort wird die Ausstellung bis zum 22. Oktober zu sehen sein. Das umfangreiche Begleitprogramm der Ausstellung umfasst auch mittägliche Kurzführungen während der Kieler Woche. Von Dienstag, 20. Juni, bis Sonnabend, 24. Juni, heißt es jeweils um 12.15 Uhr: „Kultur kurz & knackig“.


Von Kiel bis Kopenhagen

Schleswig-Holstein und Dänemark teilen eine besondere Geschichte. Dazu gehörte nicht zuletzt immer wieder die Frage, welche Gebiete „dänisch“, welche „deutsch“ sind. Das Jahr 1773 markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der gemeinsamen Geschichte: Durch den Tauschvertrag von Zarskoje Selo entstand der Dänische Gesamtstaat. In einer aufgeklärt absolutistischen Monarchie wurden Dänemark, Norwegen, Island, Grönland, die Färöer, Schleswig, Holstein und die Kolonien auf den Nikobaren und karibischen Jungferninseln zusammengehalten. Das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum widmet dem 250. Jahrestag der Gründung dieses übernationalen Gebildes nun eine Ausstellung, die viele kunsthistorische Glanzstücke zusammenbringt, die sonst (in Kiel) nicht zu sehen sind.

Die Ausstellung zeichnet das kulturelle Erscheinungsbild Schleswigs und Holsteins im frühen Dänischen Gesamtstaat bis 1814 nach. Damit umfasst sie die klassizistische Epoche, in der die traditionell enge kulturelle Verbindung der Herzogtümer mit Dänemark ihren spektakulärsten Ausdruck fand. Sie fragt nach den Möglichkeiten, die sich aus der Zugehörigkeit zu diesem Vielvölkerstaat für Kunst, Kultur und Bildung ergaben. Die Ausstellung spannt den Bogen von der Universitätsstadt Kiel mit ihrem reichen Geistesleben bis in die dänische Hauptstadt mit der stilbildenden Kopenhagener Kunstakademie, und weiter bis nach Rom.


Auch die Ausstellungsgestaltung ist „klassizistisch“ 

Die Ausstellungsgestaltung greift Elemente der damaligen Ästhetik auf und präsentiert die Schau „klassizistisch“. Freunde der Stadt- und Regionalgeschichte dürfen sich beispielsweise auf wunderbare Einblicke in die damalige Gartenkunst (Forstbaumschule) freuen, auf Entwürfe für Gut Knoop, die den Kanal als Kulturlandschaft fassen, oder die überraschenden Ideen Christian Frederik Hansens für die Vicelinkirche in Neumünster. Zu den exquisitesten Ausstellungsstücken zählen berühmte Porträts des Malers Jens Juel. Zu hören ist zeitgenössische Musik von Johann Georg Christian Apel, Kiels erstem Universitätsmusikdirektor. Die Ausstellung stellt also viele Akteure in Porträts und Werken vor und veranschaulicht so eine beeindruckende Blüte von Kunst und Kultur.

Zu sehen sind Werke aus der eigenen Sammlung des Museums sowie aus dem Kunstmuseum Ribe, der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, der Kieler Kunsthalle, dem Landesmuseum Schloss Gottorf, dem Museumsberg Flensburg, dem Landesamt für Denkmalpflege oder aus Privatbesitz.


Ein modernes Kunstwerk extra für diese Ausstellung

Das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum hat sogar ein Kunstwerk für diese Ausstellung in Auftrag gegeben. Felisha Maria Carenage, Künstlerin und Dozentin an der Muthesius Kunsthochschule, bringt mit dem abstrakten, raumgreifenden Kunstwerk „Hauntologies“ einen Kommentar in die Ausstellung ein. Ansatzpunkt ist, dass der Dänische Gesamtstaat Kolonialmacht war, was sich auch – wie in der Ausstellung zu sehen – in der Kunst der Zeit niederschlug.


Kooperationsprojekt mit dem Landesarchiv Schleswig

Das Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig und das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum widmen dem 250. Jahrestag der Gründung des Dänischen Gesamtstaates zwei aufeinander abgestimmte Ausstellungen. Die Ausstellung in Schleswig trägt den Titel „1773. Gemeinsam in die neue Zeit“. Ausgehend von den Beständen des Landesarchivs, zeigt sie die Entstehung des Gesamtstaates sowie die weitreichenden politischen Reformen, die den Menschen während der langen Friedensperioden in den Herzogtümern mehr Freiheit brachten. Große Bauprojekte wie der Schleswig-Holstein-Kanal (1777-1784) sowie moderne Überlandstraßen und Eisenbahnen schufen ab den 1830er Jahren die Voraussetzungen für die Industrialisierung. Die Ausstellung erläutert anhand von Originalkarten und Originaldokumenten, wie in der Gesamtstaatzeit bis 1864 die Grundlagen für das moderne Schleswig-Holstein geschaffen wurden. Sie läuft bis zum 30. August 2024.


Die Themen der Ausstellung im Kieler Stadtmuseum

Die Welt erschien dem Norden 1773 friedvoll, weit und reich. Aus der Antike brachten Dichter*innen und Künstler*innen den Menschen Schönheit und Weisheit zurück, die Aufklärung versprach eine weltläufige Kultur, die Monarchie erwies sich zu Reformen fähig. Knapp vierzig Jahre glaubten aufgeklärte Kreise an die Vision eines kulturell geeinten Europas. Nationalistische Bestrebungen setzten dem ein Ende, und in Kunst und Kultur setzte sich die Romantik durch.

Kieler Kulturleben: Für Kiel waren die frühen Jahre des Dänischen Gesamtstaats eine glückliche Zeit. Die kleine Residenzstadt bildete den Mittelpunkt der Herzogtümer und als zweite Universitätsstadt nach Kopenhagen ihr geistiges Zentrum. 1782 zählte sie 6.667 Einwohner*innen. Vier Jahre residierte ab 1805 das dänische Kronprinzen- und spätere Königspaar im Kieler Schloss. Die lange Friedensperiode, der wachsende Schiffsverkehr und der florierende Handel brachten Kiel einen Wohlstand, der allen Bereichen der Kultur zugutekam. In diesem fruchtbaren und toleranten Klima blühten Kunst und Literatur, Musik- und Theaterleben.

Die Kopenhagener Kunstakademie: Die 1754 nach dem Vorbild der Pariser „Académie des Beaux-Arts“ gegründete „Königlich Dänische Kunstakademie“ in Kopenhagen war von herausragender Bedeutung für die norddeutsche Kunst. Ziel der Akademie war es, die Kunst im Gesamtstaat auf ein internationales Niveau zu heben.

Rom um 1800: Mit dem Kopenhagener Akademiepreis der Goldmedaille war ein Reisestipendium verbunden, das zu weiteren Studien in Paris und Rom berechtigte. Rom war um 1800 das Kunstzentrum Europas, dort stand die Wiege des Klassizismus. Alle wichtigen Künstler*innen drängte es in die Stadt der Antike.

Baukunst: Bis in die 1780er Jahre dominierte ein regionaler Spätbarock, die norddeutsche Baukunst. Dann führten begabte Schüler der angesehenen Kopenhagener Architekturklasse mit ihrem unkonventionellen Professor Caspar Frederik Harsdorff eine klassizistische, betont internationale Architektur in die Herzogtümer ein. Den Stilbeginn markierte im November 1784 die Ernennung Christian Frederik Hansens zum Landbaumeister von Holstein. 1805 übernahm er auch den Landesteil Schleswig, drei Jahre später unterstanden ihm im neuen Amt eines Oberbaudirektors alle öffentlichen Bauprojekte im Dänischen Gesamtstaat.

Die Kieler Universität: Mit der Einbindung Holsteins in den Dänischen Gesamtstaat 1773 wurde die Kieler Christian-Albrechts-Universität die zweite Hochschule nach Kopenhagen. Eine königliche Verordnung verpflichtete angehende Staatsbeamte, Lehrer und Pfarrer aus den Herzogtümern, zwei von drei Studienjahren in Kiel zu absolvieren. Kiel besaß nun eine aufstrebende, vielbesuchte Universität mit zweihundert Studenten und zunächst dreizehn, bald zwanzig Professoren.

Kieler Gartenkunst: Der Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld lehrte von 1770 bis zu seinem Tod gut zwanzig Jahre als Professor für Philosophie und Schöne Wissenschaften an der Kieler Universität. Er hat das Naturverständnis seiner Zeit entscheidend geprägt und Kiel zu einem Drehpunkt der von England ausgehenden Gartenkunst gemacht. Ab 1780 entwickelte Hirschfeld Ideen zur landschaftsgärtnerischen Umgestaltung des Fördeufers zwischen Schloss und Düsternbrooker Gehölz. In diesem Waldgebiet nahe Kiels sah er in Verbindung mit den neuen Frucht- und Forstbaumschulen ein Potenzial an reizvollen Naturszenen, das es zu entfalten galt. Bereits 1802 gab es erste Überlegungen zu einer Seebadeanstalt, die 1822 eröffnet werden konnte.

Kulturlandschaft Kanal: Der 1777 bis 1784 gebaute Schleswig-Holstein-Kanal war in technischer und finanzieller Dimension eine Pioniertat im Europa des späten 18. Jahrhunderts. Der Kanal ist ebenso Kulturlandschaft, im östlichen Hügelland Güterlandschaft. Die Architektur Knoops wurde kalkuliert in das Ambiente des Eiderkanals und seiner Schleusen gesetzt.

Kolonien: Die Ausstellung zeichnet gemäß ihrer Fragestellung das Sonntagsgesicht des Dänischen Gesamtstaats. Die Ideale der Aufklärung sollten für alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft, Religion und Hautfarbe gelten. Doch die sich aufgeklärt gebenden Eliten im Gesamtstaat verwehrten den versklavten Menschen in den Kolonien Freiheit und Menschenrechte. Denn der Reichtum eben dieser Eliten gründete großenteils auf der brutalen Ausbeutung Schwarzer Menschen in Dänisch-Westindien.


 

Pressemeldung 515/15. Juni 2023/ki-ang


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